Sonntag, 23. November 2008
Es ist schon faszinierend. Gebannt wie das Kanninchen auf die Schlange, so schauen wir auf die globalen Wirtschaftsdaten und sorgen uns um die Zukunft bzw. das was wir dafür halten. Dabei vergessen wir gerne, dass von oben betrachtet der Bereich Wirtschaft und Finanzen nur einen kleinen Teil unserer Gesellschaft ausmachen sollten.

Vielleicht ist es noch viel schlimmer als es aussieht und wir haben eine handfeste Kulturkrise? In den letzten Wochen ist mir aufgefallen wie seltsam still die Kultur geworden ist. Wo sind die wütenden Proteste gegen das, was wir nun vorfinden? Wo ist der laute Ruf nach mehr Kultur in der Politik?

Es scheint, als habe die Kultur die Stimme verloren. Ist die Kultur vielleicht überfordert? Kann sie sich nicht auf neue Lebensbereiche, neuen Herausforderungen und Gegebenheiten einstellen? Ist Kultur letztlich out?

Ich glaube wir brauchen ein neues Kulturverständnis. Kultur darf nicht mehr als nettes Anhängsel für nette Rotweinabende dienen. Kultur ist mehr als ein mehr oder weniger intellektuell-emotionales Freizeitvergnügen. Kultur ist mehr als Hochkultur, Kulturwirtschaft oder Creative Industries. Kultur muss die Basis unsererr Gesellschaft werden. Nicht im konservativ-rückwärtsgerichteten Sinn. Nicht in einem christlich-abendländischen Pseudoselbstverständnis. Nicht in als Identitätsdroge um vorhandene Mißstände zu übermalen. Sondern als Brücke zwischen den einzelnen Lebensbereichen - also zwischen Technologie, Religion, Ethik, Philosophie, Wirtschaft und jedem Einzelnen von uns.

Oder wie es Arnold Schönberg formulierte:

Ich bin ein Konservativer - ich bewahre den Fortschritt

Christoph Deeg